Die Liedarchäologen

Zeitreisen durch die Geschichte

O wag es doch nur einen Tag

 

Frisch auf, mein Volk, mit Trommelschlag im Zorneswetterschein!

O wag es doch, nur einen Tag, nur einen, frei zu sein!

Und ob der Sieg vor Sternenlicht dem Feinde schon gehört –

nur einen Tag! Es rechnet nicht ein Herz, das sich empört.

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O wart in deiner tiefen Not auf keinen Ehebund;

wer liebt, der gehet in den Tod für eine Schäferstund:

und wer die Ketten knirschend trug, dem ist das Sterben Lust

für einen freien Atemzug aus unterdrückter Brust.

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O wag es doch, nur einen Tag, nur einen, frei zu sein!

O wag es doch, nur einen Tag, nur einen, frei zu sein!

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Lass deine Weisen fort und fort nur Tod und Schrecken sehn,

dem Volk soll vor Prophetenwort der Ruf der Ehre gehn.

Horch auf, der letzte Würfel fällt, dein Abend, er ist nah,

Noch einmal stehe vor der Welt in deiner Größe da!

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O tret nur einen Augenblick aus deiner Sklaverei

und zeig dem grollenden Geschick, dass sie nicht ewig sei;

erwach aus deinem bösen Traum: reif ist, die du gesucht,

und schüttle nicht zu spät vom Baum, wenn sie gefault, die Frucht.

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Wach auf! Wach auf! Die Morgenluft schlägt mahnend an dein Ohr –

aus deiner tausendjähr'gen Gruft empor, mein Volk, empor!

Lass kommen, was da kommen mag: blitz auf, ein Wetterschein!

Und wag's, und wär's nur einen Tag, ein freies Volk zu sein!